Im Dienst für Flüchtlingskinder
Schwäbische Zeitung - Di. 29. Dezember 2015 - von Walter Schmid
Im Dienst für Flüchtlingskinder Vivien Konschak und Moritz Mitt nehmen viele Aufgaben wahr
ISNY - Die beiden jungen Erziehungsfachkräfte Vivien Konschak (21) und Moritz Mitt (23) sind seit 1. Dezember von der Waisenhausstiftung Siloah angestellt und damit mit einer anspruchsvollen Aufgabe betraut. Diese lautet: „Integration und Begleitung von Kindern und Jugendlichen am Standort Isny – Kinderdorf Siloah.“
Wenn alle bislang für die Aufnahme vorgesehenen syrischen Flüchtlingsfamilien in den dafür reservierten sechs Häusern eingezogen sind, wird es um insgesamt 60 bis 80 Kinder und Jugendliche gehen, die mit Hilfe der beiden Erzieher so gut wie möglich in die Gesellschaft eingegliedert werden sollen. Wenn das gelingen soll, „bedarf es der kontinuierlichen Ansprache und der Angebote. Dies ist nur durch regelmäßig anwesendes Personal zu gewährleisten“, so die Überzeugung der Waisenhausstiftung.
„Die Evangelische Kirchengemeinde und die Waisenhausstiftung sind vermutlich davon ausgegangen, dass wir beide geeignet sind“, sagen Vivien und Moritz stolz über das, was ihnen zugetraut wird. „Wir beide sind das Risiko eingegangen, diese Herkulesaufgabe zu bewältigen.“ Moritz Mitt hat eine klassische Erzieherausbildung absolviert und etwas Erfahrung gesammelt in einem Jugendhaus und in einem Kindergarten. Vivien ist Kinderpflegerin und macht nebenher noch ihre Erzieherprüfung. Erfahrung bringt sie aus dem Nikolai-Kinderhaus mit.
„Ordentlich kaputt“ „Unser Arbeitstag beginnt morgens um 7.30 Uhr, und abends kann es spät werden. Dann sind wir ganz ordentlich kaputt“, so die Erfahrung der beiden nach den ersten Wochen. Ihr Arbeitstag hätte aber noch keinerlei Struktur. „Die Arbeit baut sich von selbst auf. Es gibt bis jetzt halt nur ein paar Fixpunkte im Tageslauf.“ Das Allermeiste entstehe spontan, wenn sie durch die Häuser gehen und die Leute auf sie zukommen mit ihren Wünschen und auch Notwendigkeiten.
Jedes Haus hat zwei Küchen und einen Aufenthaltsraum. Jede Familie hat ein Zimmer, die größten Zimmer für die größten Familien mit bis zu sechs Kindern. Versorgen müssen diese sich selbst. Abwechselnd kochen und essen die Familien. „Wir sorgen dafür, dass die Kinder die Regelangebote Kindergarten und Schule wahrnehmen und dass die Eltern diesbezüglich selbst Verantwortung übernehmen.“ Man müsse auch noch hinterher sein, dass die Eltern regelmäßig selbst zu den angebotenen Sprachkursen im Stephanuswerk gehen. Wenn freie Zeit bleibe, dann würden sie die Kleinsten beschäftigen und vor allem versuchen, mit ihnen Deutsch zu lernen. Nachmittags würden sie etwas mit den größeren Kindern unternehmen: Hausaufgabenbetreuung, Sprachförderung. „Wir knüpfen Kontakte zur offenen Jugendarbeit der Stadt und zu Vereinen, begleiten auch ein paar Mal dorthin“, fahren die beiden fort. Öfter komme es vor, „dass einer von uns jemand zum Arzt oder ins Krankenhaus bringen muss“.
Die beiden neu angestellten Hausmeister Fredy Wägele und Franzi Müller bauen gerade mit einfachen Mitteln und Materialien die Siloah-Großküche in einen Interims- Kindergarten um, so dass die beiden Erzieher dort bald Programme für Kinder und Jugendliche anbieten können.
Dann kämpfen Mitt und Konschak auch noch mit dem „Papierkrieg“ der Asylverfahren der einzelnen Familien. Glücklicherweise würden sie diesbezüglich von Michaela Mertha und Frau Bernhard-Wippich ganz selbstverständlich unterstützt. Die beiden sind durch die Kooperation Diakonie-Landratsamt für den Sozialdienst in der Turnhalle für die 70 männlichen Asylbewerber zuständig.
Mitt und Konschak haben sich auf ein Abenteuer eingelassen. Obwohl sie rein privat überhaupt nichts miteinander zu tun haben, die Zusammenarbeit klappe problemlos. Sie ergänzen sich auch prima, so sagen sie. „Morgens wissen wir noch wenig davon, was im Laufe des Tages auf uns zukommt. Die Aufgaben fliegen uns zu.“ In einem normalen Kindergarten sei der Tageslauf strukturiert und geregelt, weil Kinder ja auch geregelte Zeiten und Rituale bräuchten. Das alles fehle hier noch. „Dass so etwas ähnliches noch ansatzweise entsteht, dafür sind wir ja schließlich hier.“